Photo: Rolando Villazón (stehend) als Loge in Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ in der Staatsoper Foto: Xamax

Er hatte sie alle!

Von Mozart und Verdi bis Puccini und Offenbach hat Startenor Rolando Villazón (50) viele große Opern gesungen. Seine Rolle als Loge im neuen „Ring des Nibelungen“ an der Staatsoper sei für ihn trotzdem ein großer Meilenstein, wie er der B.Z. mit leuchtenden Augen verrät.

Der erste Teil des Wagner-Zyklus, „Rheingold“, feiert Sonntag unter Regie von Dmitri Tscherniakov Premiere. Die musikalische Leitung übernimmt Christian Thielemann für den krankheitsbedingt ausfallenden Daniel Barenboim. Wir trafen Rolando Villazón vorab im Westin Grand Hotel.

B.Z.: Ist für einen großen Opernstar wie Sie eine Rolle im „Ring“ immer noch ein großer Traum oder mittlerweile eine Rolle wie andere auch?

Rolando Villazón: Das ist immer noch ein großer Traum! Und eine große Verantwortung. Seit Jahren schon wollte ich diese Rolle haben. Einer der großartigsten Interpreten des Loge, Graham Clark, hat mir 2006 in London geraten, ich solle diese Rolle unbedingt singen. Ich war mir damals nicht so sicher, ob ich das machen kann. Aber eines Tages habe ich Daniel Barenboim davon erzählt. Und 2017 hat er mir die Rolle angeboten. Drei Jahre habe ich hart am Loge gearbeitet.

Für Daniel Barenboim als musikalischer Leiter hat krankheitsbedingt Christian Thielemann übernommen. Ist das für Sie ein Unterschied?

Natürlich ist das anders. Zum Glück durfte ich mit Daniel Barenboim die Rolle schon einige Monate ausarbeiten. Das war eine richtige Meisterklasse! Und jetzt kommt Christian Thielemann und unterrichtet eine weitere Meisterklasse über den „Ring“. Sein Wissen über Wagner ist unglaublich, er kennt jedes Wort. Das ist sehr interessant, denn das ist meine erste Oper mit ihm.

Christian Thielemann gilt als sehr streng und fordernd, gar herrisch. Ist das manchmal anstrengend?

Er ist ganz klar und genau in dem, was er will, dabei aber trotzdem freundlich zu den Leuten. Er zeigt deutlich an, was ihm gefällt und was ihm nicht gefällt. Und wenn man seiner Vision folgt, ist es wunderbar. Auch wenn es musikalisch oder künstlerisch herausfordernd wird – diese Art von Schwierigkeiten liebe ich.

Sie haben viele russische Kollegen, traten oft mit Anna Netrebko auf. Sprechen Sie mit ihnen über den russischen Krieg?

Jeder kann privat denken, was er oder sie möchte. Grundsätzlich gilt: Wenn jemand sich offen rassistisch und homophob äußert oder heute Putin offen unterstützt, dann muss eine Grenze erreicht sein für uns als Gesellschaft. Gerne diskutiere ich natürlich mit diesen Menschen, warum sie Unrecht haben.

Werden Sie je wieder in Russland auftreten?

Da müsste schon eine besondere Situation eintreten. Wenn ich in Russland ein Konzert für die ukrainischen Opfer oder die Freiheit der Ukraine geben könnte, würde ich das tun. Aber Sie wissen, das ist derzeit undenkbar. Einen Fehler finde ich es allerdings, keine russische Musik mehr aufzuführen. Das spielt Putin nur in die Karten.

BZ Berlin