Keine Stadt von Welt, die er noch nicht besungen hat, kein Festival, auf dem er nicht Stargast war. Rolando Villazón ist aber nicht nur Welt-Tenor, Regisseur und Leiter der Salzburger Mozartwoche, sondern auch Kulturbotschafter Mexikos, Karikaturist, Roman-Autor und Clown-Doktor. In seinem Künstlerberuf hat er schon Hochs und Tiefs erlebt, für unbezahlbar aber hält er den Wert des Lachens und den einer positiven Lebenseinstellung.

Die Stimme – eine treue Begleiterin

Rolando Villazón wurde 1971 in Mexiko-Stadt geboren – mit österreichischen Vorfahren. Rolando Villazóns Urgroßmutter stammte aus Österreich und musste während der Nazizeit nach Mexiko emigrieren. Dass er heute so gut Deutsch spricht, hat aber nicht nur mit seiner Urgroßmutter zu tun, wie er sagt. Als Kind besuchte er die einzige deutsche Schule des Landes, das Colegio Alemán Alexander von Humboldt in Mexiko-Stadt.

Auch wenn er an manchen Stellen Schwierigkeiten mit der deutschen Artikulation habe, könne er sich seit frühester Kindheit auf seinen Gesang verlassen, sagt Rolando Villazón.

„Selbst in schwierigen Zeiten, in meiner Kindheit, habe ich durch das Singen eine Welt gefunden, in der ich glücklich sein und mich sicher fühlen konnte.“

Steile Karriere

Im Alter von elf Jahren begann Rolando Villazón seine Ausbildung an der Academia de Artes Espacios und der unmögliche Traum wurde Wirklichkeit. Nicht nur auf der musikalischen, sondern auch auf der Karriereleiter ließen die nächsten großen Schritte nicht lange auf sich warten.

Rolando Villazón wurde in das renommierte Merola Opera Program der San Francisco Opera aufgenommen und erhielt Meisterkurse, unter anderem bei der Sopranistin Joan Sutherland. Danach wechselte er in das Young Artists Program der Pittsburgh Opera. Das Jahr 1999 markierte den Beginn seiner internationalen Karriere. Mit Ende 20 trat er in Genua als Des Grieux in Jules Massenets „Manon“ auf. Es war ein Abend, an den er sich bis heute gut erinnert.

„Ich konnte es nicht glauben, ich war die zweite Besetzung, Marcello Alvarez war die erste Besetzung. Es war wie ein Traum.“

Von da an ging es nur noch bergauf. Interessanterweise studierte der mexikanische Tenor vor seiner Gesangskarriere Pädagogik und arbeitete sogar als Geschichtslehrer; außerdem wollte er Priester werden und verbrachte einige Monate in einem Kloster.

DAS Traumpaar der Oper

Weltberühmt wurde Rolando Villazón schließlich 2005, als er mit seiner leidenschaftlichen Interpretation des „Alfredo“ in „La Traviata“ bei den Salzburger Festspielen das Publikum zum Jubeln brachte. Anna Netrebko sang in dieser Produktion die „Violetta“. Zusammen galten sie schnell als DAS Traumpaar der Oper.

„Manchmal gibt es auf der Bühne nicht diese unmittelbare Verbindung und dieses Feuer, diese Energie, die sich sofort aufbaut. Aber wenn diese Energie da ist, macht es sehr viel Spaß. Vielleicht macht es sogar noch mehr Spaß, weil man sich auf demselben Spielfeld befindet und sozusagen nach denselben Regeln spielt.“

Viel mehr als „nur“ Tenor

Seit 2007 tritt er auch als „Dr. Rollo“, als Botschafter der Hilfsorganisation „Rote Nasen Clowndoctors“, in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen auf, um Freude zu verbreiten und Lachen zu schenken.

Villazón zeichnet auch gerne Karikaturen und schreibt Romane. Sein Debüt als Opernregisseur gab er bereits 2011 in Lyon. Es folgten Produktionen in Baden-Baden, Wien und Düsseldorf.

Der gebürtige Mexikaner lebt in Frankreich und ist auch französischer Staatsbürger. In Salzburg ist er der künstlerische Leiter der Stiftung Mozarteum und der Mozartwoche. Seine Heimat scheint die ganze Welt zu sein.

SWR2